US-Präsident D. Trump: „Die endlosen Kriege beenden“
Aussagen des US-Präsidenten, über die fast nicht berichtet wird
Die endlosen Kriege beenden
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
Es ist Mittwoch, der 9. Oktober 2019. An diesem Tag sind bei einer Pressekonferenz die folgenden Sätze zu hören: „Wir kommen aus den endlosen Kriegen heraus. Wir müssen es tun. Und schließlich musste jemand die Entscheidung treffen… Ich kämpfte dafür, die endlosen Kriege zu beenden. Wir sind auf der ganzen Welt und führen Kriege… Und ich glaube, dass wir das Richtige tun, und ich denke, das Land fühlt das auch… Es ist Zeit, [mit diesen endlosen Kriegen] aufzuhören.“ (1) Das sind Worte aus dem Munde eines US-Präsidenten. Er heißt Donald Trump. Meint er diese Worte ernst? Es sieht ganz danach aus. Denn die Kriegstreiber dieser Welt heulen auf. „Trump zerstört die Republik“, heißt es zum Rückzug der USA aus Syrien in einem von US-Admiral William McRaven verfassten Artikel mit dem Titel „Unsere Republik wird vom Präsidenten angegriffen“ in der New York Times vom 17.10.2019 (2). „Trump hat Syrien verloren – und seinen Verstand“, ist in der Washington Post zu lesen (3). Mitch McConnell, Chef der US-Republikaner im Senat, verflucht Trumps Rückzug aus Syrien als „strategischen Alptraum“ und nennt den Schritt „einen schweren strategischen Fehler“ (4). Der 17.10.2019 ist auch der Tag, an dem zu lesen ist: „I Hope Trump Dies Soon.“ (Ich hoffe, Trump stirbt bald). Das soll ein CNN-Produktionsleiter gemäß eines verdeckten Gesprächsmitschnitts über den US-Präsidenten geäußert haben (5).
Trump: Es ist an der Zeit, unsere Soldaten nach Hause zu holen
Aber es kommt bei der Pressekonferenz am 9. Oktober 2019 noch krasser. Der US-Präsident hebt an, von den Vereinigten Staaten als dem schlimmsten Land der Welt (the single worst country) zu sprechen, um sich dann zu korrigieren: „…aber vielleicht anders ausgedrückt: Der schlimmste Fehler, den die Vereinigten Staaten je gemacht haben, war meiner Meinung nach, in den Nahen Osten zu gehen. Es ist ein Sumpf… fast 8 Billionen Dollar groß. Und wir bringen unsere Leute nach Hause. Wir haben ein großartiges, talentiertes Militär. Wir bringen sie nach Hause… Es ist an der Zeit, unsere Soldaten nach Hause zu holen. Das sehe ich – und ich werde es Ihnen sagen: Das bei weitem Schwierigste, was ich tun muss – viel härter als die Hexenjagd – ist, Briefe an Eltern von getöteten Soldaten zu schreiben…“ (6)
Aber nicht nur das, Donald Trump erinnert auch an den US-Präsidenten Dwight Eisenhower (7), der 1961 zum militärisch-industriellen Komplex gesagt hat: „Wir in den Institutionen der Regierung müssen uns vor unbefugtem Einfluss – beabsichtigt oder unbeabsichtigt – durch den militärisch-industriellen Komplex schützen. Das Potenzial für die katastrophale Zunahme fehlgeleiteter Kräfte ist vorhanden und wird weiterhin bestehen. Wir dürfen es nie zulassen, dass die Macht dieser Kombination unsere Freiheiten oder unsere demokratischen Prozesse gefährdet. Wir sollten nichts als gegeben hinnehmen. Nur wachsame und informierte Bürger können das angemessene Vernetzen der gigantischen industriellen und militärischen Verteidigungsmaschinerie mit unseren friedlichen Methoden und Zielen erzwingen, so dass Sicherheit und Freiheit zusammen wachsen und gedeihen können.“ (8) Der amtierende US-Präsident kommentiert dies mit den Worten: „Er [der militärisch-industrielle Komplex] hat eine enorme Macht. Sie lieben das Kampfgeschehen. Sie verdienen viel Geld mit dem Kampf.“ (7)
Trump: US-Kriege im Nahen Osten haben Millionen Menschenleben gekostet
Am Tag der Pressekonferenz bekräftigt US-Präsident Donald Trump seine Aussagen mit folgender Twitter-Botschaft: „Die Vereinigten Staaten haben 8 Billionen Dollar für den Kampf und die Polizeiaufgaben im Nahen Osten ausgegeben. Tausende unserer großartigen Soldaten sind gestorben oder wurden schwer verwundet. Millionen von Menschen sind auf der anderen Seite gestorben. In den Nahen Osten zu gehen, war die schlechteste Entscheidung, die jemals in der Geschichte unseres Landes getroffen wurde. Wir zogen unter einer falschen und jetzt widerlegten Prämisse in den Krieg, den Massenvernichtungswaffen. Es gab keine. Nun bringen wir unsere großartigen Soldaten und unser Militär langsam und vorsichtig nach Hause.“ (9) Damit gibt der US-Präsident also zu, dass die USA mit dem von George W. Bush ausgerufenen endlosen „Krieg gegen den Terror“, den die USA 2003 gestützt auf die Lügen von US-Außenminister Colin Powell in den Irak hingetragen haben, Millionen Menschenleben auf dem Gewissen haben.
Es ist nicht so, dass die Pressekonferenz vom 9. Oktober unbekannt wäre. Ohne sie als solche zu benennen, wird aus ihr „zitiert“. Allerdings sind es ganz andere Äußerungen, die in den Vordergrund gespielt werden. Beispielsweise meldet T-online am 10. Oktober in der typisch herabwürdigenden Art: „Mit einem absurden historischen Vergleich hat US-Präsident Donald Trump den Abzug von US-Soldaten aus Nordsyrien verteidigt: Die jetzt von einer türkischen Militäroffensive betroffenen Kurden hätten die USA schließlich nicht im Zweiten Weltkrieg und bei der Alliierten-Landung in der Normandie 1944 unterstützt. ‚Sie haben uns nicht im Zweiten Weltkrieg geholfen, sie haben uns beispielsweise nicht mit der Normandie geholfen‘, sagte Trump am Mittwoch [9.10.2019] in Washington…“ (10)(11)
Trumps Äußerungen tot schweigen – und ihm den Tod wünschen
Die Äußerungen Trumps zur Beendigung der „endlosen Kriege“ und zum militärisch-industriellen Komplex werden von den NATO-Medien – wie der Schweizer Historiker Daniele Ganser die Medien des westlichen Mainstreams treffend nennt – weitgehend tot geschwiegen. Stattdessen wird dem US-Präsidenten der Tod gewünscht, so wie es der Herausgeber des NATO-Mediums DIE ZEIT bereits am 22. Januar 2017 auf die Frage einer Zuschauerin, ob es „noch einen Ausweg aus der Trump-Katastrophe“ gebe, in aller Offenheit getan hat, als er antwortet: „Mord im Weißen Haus zum Beispiel“. (12)
Dieser Artikel wurde aus der ‚Neuen Rheinischen Zeitung‘ übernomen.
Wir fügen noch die letzten Sätze Trumps aus dieser Pressekonferenz im Original an, in denen er über die Angehörigen von Soldaten spricht, die im Zinksarg [coffin] zurückkommen: „Sometimes they’ll run to the coffin. They’ll break through military barriers. They’ll run to the coffin and jump on top of the coffin. Crying mothers and wives. Crying desperately. And this is on these endless wars that just never stop. And there’s a time and there’s a place, but it’s time to stop.“
Komplett sind die Äußerungen von Donald Trump in schriftlicher Form (auf englisch) auf der website des Weißen Hauses zu finden:
https://www.whitehouse.gov/briefings-statements/remarks-president-trump-signing-executive-orders-transparency-federal-guidance-enforcement/
Fußnoten:
1 „We’re getting out of the endless wars. We have to do it. And eventually somebody was going to have to make the decision… I campaigned on ending the endless wars. We’re all over the world, fighting wars… And I feel that we are doing the right thing, and I think the country feels that, too… it’s time to stop [these endless wars].“
https://www.whitehouse.gov/briefings-statements/remarks-president-trump-signing-executive-orders-transparency-federal-guidance-enforcement/
2 Our Republic Is Under Attack From the President
William H. McRaven in der New York Times am 17.10.2019
https://www.msn.com/en-us/news/world/our-republic-is-under-attack-from-the-president/ar-AAIWos8
3 Trump has lost Syria – and his mind
Columnist Max Boot am 17.10.2019 in der Washington Post
https://www.washingtonpost.com/opinions/2019/10/17/trump-has-lost-syria-his-mind/
4 Mitch McConnell blasts Trump’s Syria withdrawal as ‚a strategic nightmare‘
Kevin Breuninger am 18.19.2019 bei CNBC
https://www.cnbc.com/2019/10/18/mitch-mcconnell-blasts-trumps-syria-withdrawal-as-a-strategic-nightmare.html
5 „CNN: I Hope Trump Dies Soon“
Matt Vespa bei townhall.com am 17.10.2019
https://townhall.com/tipsheet/mattvespa/2019/10/17/this-is-cnn-i-hope-trump-dies-soon-n2554919
6 „I said it just yesterday: The single worst country the United States – if you take a look at, you know, what we’re doing with countries and the relationships we have with countries – But maybe putting it a different way: The worst mistake that the United States has ever made, in my opinion, was going into the Middle East. It’s a quagmire. We are up to close to $8 trillion, and we’re bringing our folks back home. We have great, talented military. We’re bringing them back home. But it was time to bring our soldiers back home. So I see – and I will tell you: The hardest thing I have to do, by far, much harder than the witch hunt, is signing letters to parents of soldiers that have been killed.“
https://www.whitehouse.gov/briefings-statements/remarks-president-trump-signing-executive-orders-transparency-federal-guidance-enforcement/
7 „Now, if we go on the theory that some of the folks in Washington go by – who all do very well with the military-industrial complex. I mean, you know, the military-industrial complex. Take a look at Dwight Eisenhower; he had it figured right many years ago. It’s got tremendous power. They like fighting. They make a lot of money when they fight.“
https://www.whitehouse.gov/briefings-statements/remarks-president-trump-signing-executive-orders-transparency-federal-guidance-enforcement/
8 US-Präsidenten Dwight Eisenhower, zitiert nach Wikipedia:
“In the councils of government, we must guard against the acquisition of unwarranted influence, whether sought or unsought, by the military-industrial complex. The potential for the disastrous rise of misplaced power exists and will persist. We must never let the weight of this combination endanger our liberties or democratic processes. We should take nothing for granted. Only an alert and knowledgeable citizenry can compel the proper meshing of the huge industrial and military machinery of defense with our peaceful methods and goals, so that security and liberty may prosper together.”
https://de.wikipedia.org/wiki/Milit%C3%A4risch-industrieller_Komplex
9 „The United States has spent EIGHT TRILLION DOLLARS fighting and policing in the Middle East. Thousands of our Great Soldiers have died or been badly wounded. Millions of people have died on the other side. GOING INTO THE MIDDLE EAST IS THE WORST DECISION EVER MADE IN THE HISTORY OF OUR COUNTRY! We went to war under a false & now disproven premise, WEAPONS OF MASS DESTRUCTION. There were NONE! Now we are slowly & carefully bringing our great soldiers & military home. Our focus is on the BIG PICTURE! THE USA IS GREATER THAN EVER BEFORE!“
Twitter-Botschaft von Donald J. Trump am 9.10.2019
https://twitter.com/realdonaldtrump/status/1181905659568283648
10 Trump: „Kurden haben uns nicht in der Normandie geholfen“
Eintrag aus dem t-online.de-Newsblog zum „Syrien-Krieg“ am 10.10.2019 um 2.00 Uhr:
„Mit einem absurden historischen Vergleich hat US-Präsident Donald Trump den Abzug von US-Soldaten aus Nordsyrien verteidigt: Die jetzt von einer türkischen Militäroffensive betroffenen Kurden hätten die USA schließlich nicht im Zweiten Weltkrieg und bei der Alliierten-Landung in der Normandie 1944 unterstützt. ‚Sie haben uns nicht im Zweiten Weltkrieg geholfen, sie haben uns beispielsweise nicht mit der Normandie geholfen‘, sagte Trump am Mittwoch [9.10.2019] in Washington. Die Kurden würden vielmehr für ‚ihr Land‘ kämpfen. Der US-Präsident verwies bei seiner Argumentation auf einen ’sehr, sehr starken Artikel‘ vom Mittwoch [9.10.2019]. Offenbar meinte Trump damit einen Kommentar auf der konservativen Website Townhall, in dem seine Entscheidung zum Abzug der US-Truppen aus Nordsyrien verteidigt wurde…“
https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/krisen/id_86588612/syrien-krieg-trump-kurden-haben-uns-nicht-in-der-normandie-geholfen-.html
11 „Now, the Kurds are fighting for their land, just so you understand. They’re fighting for their land. And, as somebody wrote in a very, very powerful article today, they didn’t help us in the Second World War. They didn’t help us with Normandy, as an example…“ („Die Kurden kämpfen um ihr Land, nur damit Sie es verstehen. Sie kämpfen um ihr Land. Und, wie jemand heute in einem sehr, sehr eindrucksvollen Artikel schrieb, haben sie uns im Zweiten Weltkrieg nicht geholfen. Sie halfen uns zum Beispiel nicht in der Normandie…“)
https://www.whitehouse.gov/briefings-statements/remarks-president-trump-signing-executive-orders-transparency-federal-guidance-enforcement/
12 Vorsicht, Trump! – Die Kampagne gegen den neuen Präsidenten der USA
Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann am 20.01.2017 in der NRhZ 596
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23473